Stefan Winckler
Historiker und Buchautor


Stefan Winckler
Wie realistisch ist die Darstellung des Apothekerberufs in alten Spielfilmen und neueren Fernsehproduktionen?

Gewidmet den verstorbenen Apothekern
in meiner Familie:
Oswald Büttner, Kurt Winckler, Karlu Krebs

Dissertationen im Fach Pharmazie stellt sich der Laie in der Regel als schwer verständliche Konvolute vor, gespickt mit Formeln und ellenlangen Bezeichnungen für die entsprechenden chemischen Verbindungen. Karl Valentin parodiert letztere in seinem Sketch „In der Apotheke“, in dem er die Apothekerin (Liesel Karlstadt) sagen lässt: „Dann nehmen sie am besten ein Isopropyl-propenyl-barbitursaures-phenyl-dimethyl-dimethyl-amino-pyrazolon“. Kunde (Valentin): „So ein einfaches Wort eigentlich, und man kann sich's doch nicht merken“. Dieser bemerkenswerte Kurzfilm wird, neben vielen anderen, im hier besprochenen Buch erörtert (S. 192-195).
Es gibt aber auch andere Inhalte und Methoden in einer Dissertation im Fach Pharmazie, genauer: Pharmaziegeschichte, die derartige Veröffentlichungen für einen viel breiteren Leserkreis interessant machen. Der Apotheker Christian Redmann aus Ebermannstadt untersuchte die Darstellung von „Apotheker[n] in Film und Fernsehen“, also einen Ausschnitt aus dem „medialen Fremdbild“, nachdem das Bild des Apothekers in der Literatur (Georg Urdang, 1921 und 1926) und die Darstellung des Apothekers in der Oper (Doris Zaugg: Musik und Pharmazie. Apotheker und Arzneimittel, 2001) bereits vorliegen.
So ist es an der Zeit, dass Pharmazie und Film/TV-Forschung nun in dieser Ausarbeitung verbunden wurden.
Ausführlich stellt Redmann zunächst seine Methodik der Filmanalyse vor.
Die Leitfragen lauten:
"In welchen Rollen werden Apotheker generell dargestellt?
Zeigt sich ein spezifisches Apothekerbild und was sagt es aus?
Gibt es Stereotypisierungen innerhalb dieser Darstellung?
Wie richtig ist diese Darstellung – gibt es Fehldarstellungen?" (S. 42)
Darüber hinaus prüft er, ob es in den Filmen und TV-Folgen eher um ein Spezialthema wie etwa Betäubungsmittel geht, oder ob ein viel breiter angelegtes alltägliches Berufsleben des Apothekers gezeigt wird. Auch die Frage nach der ordnungsgemäßen und üblichen Ausstattung einer Apotheke wird angesprochen.
Die Ergebnisse werden überzeugend anhand von Beispielen aus deutschen Spielfilmen und Serien wie z.B. „Tatort“ für Pharmazeuten und Laien gleichermaßen gut nachvollziehbar präsentiert. Dem Rezensenten fiel darüber hinaus das gelungene Cover auf.

 


Christian Michael Redmann: Apotheker in Film und Fernsehen. Ein Beitrag zum medialen Fremdbild des Berufs (Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie, Bd. 125). Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2020


© Stefan Winckler

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