Stefan Winckler
Historiker und Buchautor

© Stefan Winckler 

Zum Beispiel "Pepper"                                   

                                                                                                                                                                                                                                                    Wir laden unsere Battereie

Jetzt sind wir voller Energie

Wir sind die Roboter (Refr.)

Wir funktionieren automatic

Jetzt wolln wir tanzen mechanik

Wir sind die Roboter (Refr.)

Wir sind auf alles programmiert

und was du willst wird ausgeführt

Kraftwerk (Elektropop-Avantgard),

                                                                                                                                                                                             Die Roboter

auf der CD Die Mensch-Maschine


Gestatten – Pepper! Der kindgroße, 28 Kilogramm schwere humanoide Roboter, zusätzlich mit einem nach dem Kindchenschema gestylten „niedlichen“ Gesicht ausgestattet, kann auf Mimik und Gestik von Menschen reagieren. Selbst seine Stimmlage ist eher hoch und weich. 2015, ein Jahr nach der Erstvorstellung Peppers, waren eintausend Exemplare zu einem Preis von 198.000 Yen (etwa 1.450 Euro) erhältlich, darüber hinaus kann eine verbessere Spracherkennung und die notwendige Anwendungssoftware (um Kunden zu informieren oder sie im Verkaufsraum zu führen) bezogen werden. Pepper wurde laut wikipedia „gemeinschaftlich von dem französischen Unternehmen Aldebaran Robotics SAS und dem japanischen Telekommunikations- und Medienkonzern SoftBank Mobile Corp. entwickelt und ist als „Roboter-Gefährte“ (companian robot) und ,persönlicher Roboter' (personal robot) konzipiert, der aber vorerst seinen Einsatz in Verkaufsräumen, hinter Empfangstischen und in den Bereichen Erziehung und Gesundheitswesen haben soll“ (wikipedia).

Stichwort Gesundheitswesen. Hier stellt sich die Frage, inwieweit eine Maschine genutzt werden kann, ohne Patienten dadurch zu vernachlässigen oder unangemessen zu behandeln.

Die Frage nach dem Einsatz von Robotern ist relevant. Dazu erstellte der Deutsche Ethikrat im März 2020 eine 60-seitigen Studie „Robotik für eine gute Pflege“ (https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publikationen/Stellungnahmen/deutsch/stellungnahme-robotik-fuer-gute-pflege.pdf). Daraus einige Gedanken:

3,4 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. 1,15 Millionen Personen sind im Bereich der Pflege angestellt. Drei bis vier Millionen pflegende Angehörige setzen sich ein. Die Politik fördert die Entwicklung robotischer Systeme mit umfangreichen Programmen.

In der Bevölkerung gibt es eine erhebliche Zustimmung: Eine Befragung ermittelte eine Dreiviertelmehrheit für den Einsatz von Robotern als Erinnerungshilfe für die Einnahme von Medikamenten, Speisen und Getränken. Als Aufstehhilfe wird er von 65 Prozent gutgeheißen, als Begleiter zur Toilette von der Hälfte der Befragten.

Der Deutsche Ethikrat stellt dazu fest, eine gleichrangige Tätigkeit neben oder anstelle von menschlichen Pflegekräften sei weder realistisch noch wünschenswert. Er schreibt daher auch nicht vom „Pflegeroboter“, sondern von Assistenzroboter, der in unterstützender oder ergänzenden Funktion nützlich sein kann: als Monitoring System, das an Medikamenteneinnahme, Essen und Trinken erinnert. Dm kann gewiss zugestimmt werden – unter der Voraussetzung, dass der Apparat perfekt gewartet und so vor Defekten bewahrt wird. Spezielle Assistenzroboter können Patienten heben, tragen, beim Waschen unterstützen und als Gehhilfe unentbehrlich sein.

Roboter wie künstliche Katzen, Hunde, Robben zum Spielen und Streicheln können zur Stimmungsaufhellung beitragen. Es kann hinzugefügt werden, dass ein Demenzpatient nicht immer unterscheiden kann, ob das Objekt lebend oder maschinell ist (Frage eines alten Mannes im Pflegeheim, der das Gerät für ein lebendes Haustier hielt: „Welche Katzenrasse ist das?“; Quelle: Beitrag in Bayern 5 Radio Anfang 2020). Kosten des tierähnlich reagierenden Roboters: 1500 bis 2300 Euro (Stand 2019).

Die Entwicklung eines Systems der Spracherkennung, das auch mit Artikulationsstörungen des zu pflegenden Menschen umgehen kann, ist kompliziert und teuer. Es ist daher, so die Studie, nicht mit einem praktischen Einsatz in absehbarer Zeit zu rechnen.

Maschinelle Möglichkeiten zur Hilfe behinderten Menschen sind faszinierend. Doch ist unabhängig von der Ethikrat-Studie unstrittig, dass eine Maschine unfähig zu echter Empathie ist und keinen Trost spenden kann, den ein kranker Mensch eben auch braucht: etwa angesichts des bevorstehenden Todes, angesichts von Schuldgefühlen beim Grübeln über das Leben. Die Beruhigung eines stark verwirrten Menschen mag menschlichem Pflegeperson manchmal schwer fallen, ein Roboter wird sie nicht leisten können. Die Interaktion mit dem Humanoiden stößt auf Grenzen, denn die Roboterhand ist und bleibt kalt.

© Stefan Winckler

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